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AutorenbildDigital Praxis

Am Anfang war der Einzug. Von getrennten Schlafzimmer, Teil I.

Die nächsten paar Male geht’s ums Thema Wohnen: Übers Zusammenziehen, in getrennten Schlafzimmern schlafen, zusammenwohnen obwohl man getrennt ist oder ums getrennt wohnen, obwohl zusammen. Aber der Reihe nach: Am Anfang war – die erste gemeinsame Wohnung. Klassischerweise läuft das so ab: Ein Paar ist schon lange zusammen und hat das Gefühl, dass es langsam Zeit wäre, einen Schritt weiterzugehen und eine gemeinsame Wohnung zu beziehen. Soll das Paar das machen oder soll es dies besser lassen? Dies ist überhaupt kein leichter Schritt. Und es soll insbesondere auch kein leichtfertiger Schritt sein. Ein paar Dinge gibt es also zu bedenken:


Ob ein Paar letztlich soll, kommt immer auch auf die Ausgangslage an: sind beide noch zuhause, oder wohnt die eine schon alleine und der andere noch zuhause, oder haben beide eine eigene Wohnung? Sind auf der einen oder gar auf beiden Seiten Kinder im Spiel? Diese unterschiedlichen Situationen ändern sehr viel an der gesamten Konstellation. Was man sich auf jeden Fall bewusst machen sollte ist, dass mit dem Schritt des Zusammenziehens Probleme nicht weniger werden, sondern sich ebendiese verstärken. Es kommt nicht selten vor, dass ein solcher Schritt wie der des Zusammenziehens in einem Moment erwogen wird, in welchem Schwierigkeiten vorhanden sind.


Zusammenwohnen ist aber nicht so einfach, wie alle immer sagen. Jeder bringt seine Gewohnheiten mit, gute wie schlechte, und braucht normalerweise einen gewissen Raum für sich selbst. Das heisst, dass man sehr gut vorbesprechen sollte, wer was von wem erwartet und erwarten kann. Auch sollte man im Vorfeld abmachen, wie oft man sich sieht. Die meisten Paare machen ja, solange sie nicht zusammenwohnen, grundsätzlich ab miteinander, und wollen eine gewisse Regelmässigkeit darin. Das Zusammenziehen erweckt dann den Eindruck, dass man sich ab jetzt immer und die ganze Zeit sieht. Meistens ist es dann entweder so, dass man sich total auf den Wecker geht, eben weil man sich ununterbrochen sieht, oder aber weil man sich überhaupt nicht mehr sieht. Weil nämlich beide ihr eigenes Programm haben und dann eigentlich nur noch von Mitternacht bis morgens um sechs Uhr nebeneinander liegen.


Den „richtigen“ Zeitpunkt für das Zusammenziehen gibt es so pauschal übrigens nicht. Es hilft aber sicher, wenn man sich schon besser kennt, wenn man also auch negative Seiten vom anderen schon erlebt hat. Es hilft sicher auch, wenn man schon einmal zusammen in den Ferien gewesen ist und ausprobiert hat, lange nah aufeinander zu sein. Allerdings: wenn man weiss, dass man eine begrenzte Zeit hat – wie in den Ferien –, dann gibt man sich natürlich auch viel mehr Mühe und ist wesentlich unkomplizierter, als man es wäre, wenn man nun definitiv in dieselbe Wohnung gehört und immer mit der anderen Person sein muss. Dann bekommt das Ganze natürlich eine andere Intensität.


Ich muss aber auch sagen: Das schlimmste, was passieren kann ist, dass man wieder auseinanderzieht – was viel weniger schlimm klingt, als es ist. Denn auseinanderziehen heisst noch lange nicht, dass man sich trennt. Es gibt nämlich viele Paare, die sich dazu entscheiden, sich räumlich wieder zu trennen, da sie ihren eigenen Raum brauchen, und dann aber viel mehr in die Beziehung investieren können. Darüber geht’s dann eines der nächsten Male.


Der häufigste Grund, dass das Zusammenwohnen nicht klappt, sind: Die Socken! :-) Das tönt jetzt wahnsinnig lächerlich, aber es ist in der Tat im Normalfall das, woran sich Paare gegenseitig aufreiben: die ganz kleinen Sachen wie Haare im Lavabo, die geöffnete Kaffeedose oder eben die herumliegenden Socken. Hier wird aber etwas verwechselt – und fälschlicherweise geurteilt, dass das Gegenüber einen nicht ernst oder wahr nehme. So geht es letzten Endes überhaupt nicht mehr um diese Socken, sondern um die Liebe, und die Beziehung wird in Frage gestellt. Hierzu gibt es zwei Überlegungen: Warum nimmt man das Ganze so ernst? Warum hängt man sein Glück also an solchen Kleinigkeiten auf? Andererseits: Warum ignoriert der Partner im Wissen darum, wie wichtig es für den anderen ist? 


Was tun? Es hilft sicher, dass man es ernsthaft miteinander diskutiert. Aber bitte: nicht nörgeln. Nörgeln nervt. Steter Tropfen höhlt den Stein. Daher: kom-mu-ni-zie-ren. Richtig. Das heisst: Ein Gespräch abmachen. Und zwar dann, wenn beide Zeit haben. Miteinander spazieren gehen und die Hausregeln aushandeln. Fertig.

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